Hexen

Hexenmeister

Teufel

Der Verein

 

2003: Gründung Ellwanger Hexenzunft

 

2004: Erster Umzug und Eintritt in den LWK

 

2005: Gründung der neuen Gruppe Ellwanger Hexenmeister

 

2007: Gründung der neuen Gruppe Schrezheimer Lensenbuschteufel

 

 

1. Vorstand: Melanie Winkler

2. Vorstand: Dennis Wiedenhöfer

Pressehex: Sarah Groß

Beisitzer: Ramona Geck, Julia Funk, Markus Fuchs

Maskenmeister: Frankiska Fuchs

Zunftmeister Hexen: Ralf Kout

Zunftmeister Teufel: Harald Schips

 

 

 

Ellwanger Hexenzunft e.V.

Melanie Winkler

St.-Georg-Str. 10

73479 Ellwangen-Schrezheim

 

info@ellwangerhexenzunft.de

 

Termine 2020

 

 

05.01.20 Maskenabstauben Wagnershof

10.01.20 HOKA Maskentaufe

11.01.20 Maskenabstauben Schlosshexa Fachsenfeld

18.01.20 Brauchtumsabend Neresheim

25.01.20 LWK-Treffen Murrhardt / Hausball MCR Hohenberg

26.01.20 LWK-Treffen Murrhardt – Umzug

01.02.20 Guggaparty Röhling Stones / Narrenbaumstellen Rosenberg

02.02.20 Umzug Röhlingen

08.02.20 Dämmerumzug Lippach

09.02.20 Umzug Pleinfeld

16.02.20 Umzug Lauchheim

20.02.20 Narrenbaumstellen Ellwangen

21.02.20 Umzug Hinteruhlberg

22.02.20 Umzug Bühlerzell

23.02.20 Umzug Bühlertann

24.02.20 Umzug Pfahlheim

25.02.20 Umzug Ellwangen

 

Die Geschichte der Fastnacht

 

Fasnacht - das ist für viele die Faszination des Rollenspiels, der Vermummung, des Andersartigen, für manchen die schönste Zeit des Jahres, ein Jungbrunnen, aus dem man neuen Schwung und Lebensmut gewinnen kann, bedeutet ein Ausbrechen aus dem Alltag, aus der gewohnten Ordnung, das Aufheben von Schranken, sein wahres Gesicht zeigen und dabei dennoch die Anonymität gegenüber dem Zuschauer wahren, gemeinsam mit andern feiern, ein Stück Gestern herübergerettet in die "High-Tech"-Welt von heute, verbunden mit den unterschiedlichsten Gefühlen von Lebensfreude über Geborgenheit bis hin zu Wehmut und Ergriffenheit.

So läßt sich schlagwortartig die heutige Wesensart der Fasnacht umreißen - doch beim näheren Hinsehen kann man feststellen, dass die Fasnacht auch heute noch ein symbolbefrachtetes Brauchfest ist, wenn auch den meisten Aktiven und Zuschauern der ursprüngliche, tiefere Sinngehalt sowie die überkommene Symbolik verschlossen bleibt und die Ansicht weit verbreitet ist, die Fasnacht habe ihren Ursprung in heidnischen Fruchtbarkeits- und Winteraustreibungsritualen1). Dies wird jedoch, zumindest was die Kontinuität der Brauchtradition anbelangt, durch die Ergebnisse der jüngeren Fastnachtsforschung widerlegt, die die Wurzeln im christlichen Kontext, zurückreichend bis ins späte Mittelalter, sieht, ohne den damaligen Rückgriff auf bestimmte vorchristliche Festbräuche, wie z.B. die römischen Saturnalien, durchweg abstreiten zu wollen2).

 

Der Franziskanerprediger Geiler von Kaysersberg (1445 - 1510) schrieb im mittelalterlichen Straßburg: "Jetzt ist die Fasnacht, eine Zeit zum Fröhlichsein. Gleich hernach folget die traurige Fasten. Die christliche catholische Kirche erlaubet ein ehrliche recreation und Wollustbarkeit, damit ihre geistlichen Kinder desto williger seyn, die heilige Fasten zu halten." Und so kommt auch der Fastnachtsforscher Dr. Werner Mezger zu dem Schluss: "Die Kirche hat die Fastnacht nämlich weder jemals völlig verboten noch sie irgendwann uneingeschränkt gutgeheißen. Indirekt hat sie das Fest jedoch stets gefördert, um sogleich mit geistlichen Waffen den Kampf dagegen aufnehmen zu können. Was am Beginn der österlichen Bußzeit für alle sichtbar demonstriert werden sollte, war eben die Kapitulation der verblendet gottfernen Fastnacht vor ihrer großen Widersacherin, der ganz auf Christi Auferstehung hin orientierten Fastenzeit. Zu diesem spirituellen Schaugefecht aber brauchte man den Gegner. Dass die beiden Sphären Fastnacht und Fastenzeit sich gegenseitig bekämpfen mussten, war unter philosophisch-theologischen Gesichtspunkten eine unabdingbare Notwendigkeit... Das führte schließlich so weit, dass manche Prediger das Verhältnis Fastnacht - Fastenzeit sogar analog zu der auf den heiligen Augustinus zurückgehenden Zweistaatenlehre interpretierten, das heißt, die Fastnacht als "civitas diaboli", als vom Teufel regierte, verkehrte, gottferne Welt auslegten, während die Fastenzeit für sie die "civitas Dei" repräsentierte, die Gott wohlgefällige Welt des Heils. Im Zuge dieser Diabolisierung der Fastnacht traten deren Akteure dann auch zunehmend als Teufels- und Dämonengestalten auf, bis seit dem Erscheinen des berühmten Buchs "Das Narrenschiff" von Sebastian Brant 1494 nach und nach die Figur des Narren als Inbegriff menschlicher Unzulänglichkeit zum Hauptrepräsentanten der tollen Tage wurde."

 

 

"Fastnacht", das bereits um 1200 als mhd. "vastnacht" belegt ist, wird bei diesem Ansatz demnach ganz zweifellos als die Nacht bzw. im weiteren Sinne die sechs Tage vor Beginn der Fastenzeit gedeutet und in die Ordnung des Kirchenjahres eingebettet gesehen, auch wenn häufig durch Wegfall des "t" aus Fastnacht "Fasnacht" und schließlich im Dialekt "Fasnet" oder "Fasent" daraus geworden ist. Und so läßt sich auch erklären, dass sich die Fastnacht nur in katholischen Gegenden gehalten hat: ohne Fastenzeit wurde die Fastnacht in protestantischen Gebieten ihrer Funktion beraubt und gleichzeitig als katholische Unsitte und unchristliches Teufelswerk angeprangert, da nach der lutherischen Auffassung der Christ nicht die Möglichkeit der freien Willensentscheidung für das Gute oder Böse hat, sondern stets "Gerechter und Sünder zugleich" ist und allein durch den Glauben gerettet werden kann, also keiner Fastnacht und keines Fastens bedarf. Dass die Fastnacht in diesem Zusammenhang auch als "heidnisch" (gemeint war "heidnisch" i.S.v. "unchristlich") abgestempelt wurde, gilt im übrigen als eine der Ursachen für die spätere Fehldeutung der Fastnacht als Fest heidnisch-germanischen Ursprungs.

 

 

Was ursprünglich als üppiges Gelage vor der streng reglementierten Fastenzeit, während der auch sexuelle Enthaltsamkeit geboten war, begann und nicht nur durch den bevorstehenden Verzicht begründet war, sondern auch der rein wirtschaftlichen Notwendigkeit entsprang, Vorräte, die in den folgenden 6 Wochen nicht konsumiert werden durften und z.T. verderben konnten (Fleisch, Eier [= flüssiges Fleisch], Schmalz ...), aufzubrauchen, mündete ab dem 13. Jahrhundert zunehmend in ein gesellschaftliches Ereignis mit Spiel, Tanz und sonstigen Lustbarkeiten, in dem auch die Vermummung, ein uraltes menschliches Bedürfnis, ab dem 15. Jahrhundert ihren festen Platz fand, während Maskierungsbräuche bis dahin vorwiegend außerhalb der Fastnacht angesiedelt waren. Gleichzeitig gewannen Schaubräuche wie das Pflug- oder Blockziehen, Fastnachtsspiele, die sich aus den geistlichen Mysterienspielen entwickelten und deren religiöse Inhalte nach und nach durch weltliche ersetzten, und Umzüge wie der berühmte Nürnberger "Schembartlauf" (von mhd. "schem(e)bart" = "bärtige Maske") immer mehr an Bedeutung. Ab dieser Zeit wurden aber auch Fastnacht und Narrenidee zunehmend in Verbindung gebracht, und die Fastnacht wurde von der Kirche in ihrem Sinne instrumentalisiert.

 

Vor diesem Hintergrund boten die Fastnachtsfeiern, deren Träger zunächst ausschließlich die ledigen jungen Gesellen, der Handwerkernachwuchs also, waren, früher vor allem den unteren Schichten Gelegenheit, einmal für ein paar Stunden ihrem Elend zu entfliehen, sich auszuleben, aber auch Kritik an der Obrigkeit zu üben. Des öfteren artete dies jedoch in maskiertes Rebellentum aus, so dass sich so mancher Regent gezwungen sah, Strafen zu verhängen und Fasnachtsverbote auszusprechen, um die Ordnung wiederherzustellen. Aber auch Adel und Klerus feierten durchaus Fastnacht, wenngleich auf ihre eigene Art und Weise. So wurde der Fastnachtssonntag auch als "Herren"- oder "Pfaffenfastnacht" bezeichnet.

 

 

 

Bilder 2018:

Bilder 2016:

Bild 1: Durch die Finger sehender Narr mit Marotte, Holzschnitt von Heinrich Vogtherr d.J., um 1540, Gotha, Sammlungen des Schloßmuseums

Bild 2: Narr und König David, Initial zum Psalm 52 aus einer Psalterhandschrift Karls VIII., spätes 15. Jhdt., Paris, Bibliothèque nationale

Bild 3: Tod im Narrengewand und Mädchen. Kupferstich von Hans Sebald Beham (1541), Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum

Bild 4 Mummenschanz © Schlegele-Beck

Wie oben angedeutet geht auch die Narrenfigur in der Fastnacht  auf die stark religiös geprägte Vorstellungswelt des späten Mittelalters zurück. Der Narr war ursprünglich keine lustige Figur oder gar Fasnachtsgestalt. Die ältesten Bilder von Narren finden sich in Psalmenhandschriften, und zwar am Anfang des Psalm 52, der wie folgt beginnt: "Dixit insipiens in corde suo: non est Deus - der Narr sprach in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott." Aus diesen Initialminiaturen entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte der Typus des Standardnarren. Schließlich galten alle Außenseiter der Gesellschaft, die durch geistige oder körperliche Defekte auffielen, alle Ungläubigen und Nichtchristen, aber auch sozial Verachtete, in letzter Konsequenz sogar all diejenigen, die aufgrund ihres Lebenswandels den sittlichen und ethischen Anforderungen ihres Standes nicht genügten, als "Narren" im weitesten Sinne und fanden als Negativgestalten zur Abschreckung aber auch Belustigung Eingang in die Fastnacht. Jedem sollte damit vor Augen geführt werden, dass auch er selbst jederzeit von "Narrheit" bedroht ist. Dabei dominierten schon immer die "künstlichen Narren", d.h. "normale" Menschen, die die Rolle des Toren während der Fastnacht nur spielten. Doch bis zur Aufklärung wurden auch "natürliche Narren" ins Fasnachtsgeschehen einbezogen. Bei Mezger heißt es schließlich zur Figur des Narren: "... Wenn das Mittelalter nämlich Narrheit und Erbsünde gleichsetzte und wenn man streng biblisch davon ausgeht, dass durch die Erbsünde der Tod in die Welt kam, so wurde die Narrenfigur damit zwangsläufig auch zum Sinnbild irdischer Vergänglichkeit".

 

Verkehrte Welt und Antischöpfung

 

Die Narren als Repräsentanten der Sünder, Lasterhaften und Gottesleugner errichten also ihr eigenes "Narrenreich" und zeigen, da Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen hat, so lautet zumindest eine Erklärung für die Ausdehung der "Nacht vor Fastenbeginn", an den sechs Tagen vor Aschermittwoch, an denen man sich nochmals nach Herzenslust den leiblichen Genüssen hingeben darf, wie eine Welt unter der Herrschaft des Teufels ("verkehrte Welt", "Antischöpfung") aussehen würde und welchen Untugenden und Lastern der Mensch unterliegt, nämlich den sieben "Hauptsünden": Hochmut, Neid, Zorn, Trägheit, Habgier, Eßsucht und Wollust, die als die "sieben Kinder" Evas gelten, die sich im Paradies vom Teufel verführen ließ, weshalb sich früher nur Männer vermummen durften, was auch heute noch beispielsweise für die Überlinger Hänsele sowie vielerorts für die "Narrenmutter" Gültigkeit hat. Nach Auffassung von Mezger hingegen sah man sich früher aufgrund der zeitlichen Ausweitung der Feiern auf den Montag vor dem Fastnachtsdienstag, der in manchen Gegenden auch "geiler Montag" hieß, zunehmend gezwungen, auf den Donnerstag davor als Back- und Schlachttag zu gehen, da die Sonntagsruhe eingehalten werden musste, der Samstag nur ein halber Werktag war und der Freitag als ganzjähriger Fastentag ebenfalls dafür nicht in Frage kam, weshalb letzlich auch die Fasnachtszeit auf sechs Tage ausgedehnt wurde.

 

 

Die Akzeptanz der fasnächtlichen Narretei durch die Kirche wäre jedoch ohne den Glauben an die Bekehrbarkeit des Narren, die Notwendigkeit der Umkehr an Aschermittwoch, der Rückkehr aus dem "Narrenschiff" ins Kirchenschiff nicht vorstellbar gewesen. Auch im Symbol des Schiffes hat der Gegensatz zwischen Fastnacht und Fastenzeit bildhaften Ausdruck gefunden. Das "Narrenschiff", das mit den Toren durch ein Meer menschlicher Dummheiten und Gottlosigkeiten fährt und dem Untergang geweiht ist, bildet das Gegenmodell zum allegorischen "Kirchenschiff" als Schiff des Heils, das in den Kirchengebäuden ab der Romanik auch physische Gestalt annahm, mit dem Steuermann Christus und den Gläubigen als Passagieren auf dem Weg ins Paradies.

 

 

Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang noch die aus der obigen Narrendefinition etwas herausfallende Figur des "Hofnarren", bei dem die Grenze zwischen Narrheit und Weisheit von vornherein verschwommen war, ja Narrheit sich bisweilen sogar in Weisheit umkehren konnte, so wie sich auch die ganze Welt zwischen diesen beiden Polen ständig hin- und herzubewegen scheint, oder dessen Narrheit einfach nur gespielt war. In dieser Figur, die zur Erheiterung beitrug, aber auch Rat geben und an den herrschaftlichen Verhältnissen offen Kritik üben durfte, haben fasnächtliche Rügebräuche und Narrengerichte ihren Ursprung.

 

 

"Fastnacht", "Fasching" (entstanden aus "vastschanc" = "Ausschank vor Fastenbeginn") und "Karneval" (von lat. "carnelevale" = "Fleischentzug" oder eher scherzhaft "carne vale" = "Fleisch lebe wohl") haben zwar dieselben Wurzeln und standen zunächst für dieselben Brauchphänomene, doch ab den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts etwa erhielt das, was wir heute unter Karneval verstehen, sein eigenes, edleres Gepräge, nachdem das derbe Treiben der Narren vor allem bei der Obrigkeit und den gebildeten Eliten zunehmend in Verruf geraten und um 1800 auf einem Tiefpunkt angelangt war, das Interesse an der Fasnacht jedoch im Zuge der Romantik wieder wuchs. Ausgehend von Köln im Jahre 1823, machte der Eroberungsfeldzug von "Prinz Karneval" schließlich selbst vor alten Narrenstädten wie Rottweil und Überlingen nicht halt. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde das Rad der Entwicklung allmählich wieder zurückgedreht. Einzelne karnevalistische Elemente (wie z.B. Prinzengarden als Teil des närrischen Hofstaates, Karnevalsorden als Parodie auf die Ordenssucht so mancher Politiker etc., 11.11. als Karnevalsauftakt ...) sind jedoch lokal bis heute erhalten geblieben oder haben erst in jüngerer Zeit wieder Auftrieb erhalten.

 

 

Während im rheinischen Karneval ausgelassene, überschäumende Fröhlichkeit das närrische Treiben beherrscht und nebenbei noch vor allem die Politik in ironisch-sarkastischer Weise durch den Kakao gezogen wird, kennt die schwäbisch-alemannische Straßenfasnacht neben der heiteren auch noch eine andere, manchmal sogar "tod"-ernste Seite, bei der der christliche Ursprung der Fasnacht auch heute noch teilweise zum Tragen kommt.

 

Wer beispielsweise den Hintergrund der Überlinger Hänselegestalt kennt, den wird es mitunter nicht völlig unberührt lassen, wenn beim "Hänselejuck" (jucken = alemann. für hüpfen) am Abend des Fasnachtsamstags der Tod, verkörpert durch den Hänsele, gleich tausendfach an ihm vorüberzieht, und er sich dabei eventuell auf den ursprünglichen Sinnzusammenhang zwischen Fastnacht und Aschermittwoch, zwischen Narrheit und Tod, auf das "Memento mori" ("gedenke des Todes", die insbesondere an Aschermittwoch in der Kirche ausgesprochene Mahnung), d.h. die Vergänglichkeit und Nichtigkeit alles Irdischen besinnt. Hier schwingt also manchmal auch noch so etwas wie Wehmut oder Weltschmerz mit, wenngleich den wenigsten Narren wie auch Zuschauern die enge Verbindung zwischen Maskierung und Tod, die auch in der ursprünglichen Bedeutung der in Süddeutschland häufig anstelle von "Maske" benutzten Bezeichnungen "Larve" (von lat. "larva" = böser Geist, Gespenst, Gerippe) sowie "Scheme" (= Spukbild, Schatten eines Verstorbenen) deutlich wird, bekannt sein dürfte.

 

Fasnacht als Persiflage der realen Welt

 

Doch auch wenn viele fasnächtliche Brauchformen schon seit Jahrhunderten mehr oder weniger unverändert weiterbestehen, so kann mit dem christlichen Deutungsansatz zwar der mittelalterliche Ursprung erklärt, jedoch keineswegs eine bis in die heutige Zeit andauernde Kontinuität im Sinne dieses Ansatzes festgestellt werden, da die Fastnacht als Gegenpol zur Fastenzeit ihre Funktion weitgehend eingebüßt hat und heute meist nur noch als Mummenschanz "aus Spaß an der Freud", bestenfalls als mißgedeutetes überkommenes Ritual zur Winteraustreibung verstanden wird, dessen psychohygienische Wirkung jedoch nicht wegzuleugnen ist, werden doch während der närrischen Tage so manche Tabus und Zwänge vorübergehend aufgehoben und die gewohnte Ordnung teilweise außer Kraft gesetzt. Heute hat die Fasnacht tatsächlich in erster Linie Ventilfunktion: einmal für ein paar Stunden dem oft grauen Alltag entfliehen, einmal die "unsichtbare Maske", die wir das ganze Jahr über tragen, ablegen und hinter der sichtbaren Maske der sein, der man wirklich ist. Neben dem  befristeten Ausbruch aus dem Alltag ("Moratorium des Alltags", W. Mezger) ist jedoch auch die Bedeutung des Gruppenerlebnisses nicht zu unterschätzen, weshalb es bereits seit Jahrzehnten einen immer stärkeren Trend hin zur identitätsstiftenden, organisierten Vereinsfasnacht gibt.

 

Die Fasnacht hat also im Laufe der Jahrhunderte in der Tat eine zunehmende Sinnentleerung bzw. Sinnverschiebung erfahren, vom verlorenen Wissen um Symbole, Attribute sowie allegorische Motive, die nur im Kontext der christlichen Sinngebung zu verstehen sind, bis hin zur Wechselbeziehung zwischen Fasnacht und Fastenzeit, die gerade in den letzten Jahrzehnten immer mehr in den Hintergrund getreten ist. Dadurch entstand zugleich Raum für Deutungen, die die Wurzeln der Fasnacht in germanisch-mythologischen Fruchtbarkeits- und Winteraustreibungsritualen sehen wollen, obwohl es für einen derartigen Ansatz kaum Belege gibt. Nach dem Grund ihres närrischen Tuns befragt, wird dennoch auch von vielen Aktiven heute immer noch diese These vertreten. Doch wie dem auch sei - wer sollte auch heute noch ernsthaft den Winter austreiben wollen, in einer Zeit mit Wintern, die diese Bezeichnung oft gar nicht mehr verdienen, in der die meisten Menschen hierzulande längst nicht mehr den Unbilden des Wetters in dem Maße ausgesetzt sind, wie dies früher oft der Fall war, als die Menschen mit der kalten, unwirtlichen Jahreszeit und ihren langen, unheimlichen Nächten das Wirken von finsteren Mächten und Dämonen verbanden?

 

Verstehen wir jedoch das fasnächtliche Spektakel in unserer Zeit als eine Persiflage der realen Welt, deren Narrheit die  Narren an Fasnacht jedermann eindrucksvoll vor Augen führen, so kann diese Art von Selbstbespiegelung und Spiegelvorhalten auch heute noch einen über den reinen Mummenschanz hinausgehenden Sinngehalt darstellen, denn wie sagte schon Salomon: "Unermeßlich ist die Zahl der Narren", und diese Aussage wird allem Anschein nach ihre Gültigkeit nie verlieren. Und Selbsterkenntnis ist ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung.

 

1) Der Ursprung dieser These ist in der Romantik zu suchen. Vor dem Hintergrund der gescheiterten deutschen Einigung und beflügelt durch Gedanken von Rousseau ("Zurück zur Natur") sowie Herder ("Volkspoesie") versuchten viele Intellektuelle bzw. Adelige die "geistige Einheit Deutschlands" zu dokumentieren. Ihre Annahme war, dass sich in der ländlichen (vor allem alpinen) Bevölkerung vorchristliche Rituale, die germanische Mythologie sowie die germanische Bauweise erhalten hätten. In diesem Sinne wurden alle Bräuche, Sagen oder auch die Bauernhäuser als Relikt einer germanischen Urbevölkerung gedeutet. Durch Zeitungen, Bücher, vor allem aber auch durch Schullehrer wurde diese These der Bevölkerung vermittelt, die sie von nun an vermehrt wiedergab. Obwohl einige Volkskundler bereits Anfang des 20. Jahrhundert die Falschheit dieser Deutung erkannten, stand die fruchtbarkeitskultische These weiterhin im Vordergrund, weil sie auch in das Bild der nationalsozialistischen Machthaber passte (Quelle: www.fastnacht.at).

 

2) Zitat Dr. Jochen Schicht, Volkskundler, im Gästebuch der VSAN, 10.3.2004: "Niemand bestreitet, dass in der Fastnacht Elemente älterer Feste enthalten sein können. Doch diese Elemente lassen sich heute für den kritisch arbeitenden Wissenschaftler einfach nicht mehr bestimmen."

 

 

© 2000 NarrenSpiegel, zuletzt aktualisiert 3/2004

Quelle: http://www.narren-spiegel.de

 

 

Bilder mit Genehmigung des Universitäts-Verlags Konstanz dem Buch "Narrenidee und Fastnachtsbrauch" von Werner Mezger entnommen.

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